Who got the blues … (2009)

Verfasst: Anfang 2009

The Hamburg Blues Band
featuring Chris Farlowe & Clem Clempson

Garching a.d. Alz, 9.Januar 2009

Anfang Januar 2009 war die Hamburg Blues Band im “Gasthaus Zum Bräu” in Garching zu Gast. Nicht das Garching bei München, sondern ein kleines Nest unweit des erzkatholischen Altötting. Das Besondere: mit von der Partie als “Special Guests” waren Chris Farlowe und Clem Clempson, beide vor allem bekannt durch ihre Zugehörigkeit zur legendären Jazz-Rock-Formation “Colosseum“. Chris Farlowe, die Bluesröhre, auch “The voice” genannt, ist einer der besten Rhythm-and-Blues-Sänger, mit einer unverwechselbaren Stimme. Und Clem Clempson einer der begnadetsten Gitarristen, den die Rockgeschichte je hervorgebracht hat. Für mich Grund genug, die etwa 90 Kilometer bis Garching unter die Räder zu nehmen.

Leider kam ich ein paar Minuten zu spät, das Konzert hatte bereits begonnen. Der Saal im Gasthaus war gut gefüllt, schätzungsweise 250 Menschen waren anwesend. Die Hamburg Blues Band besteht derzeit aus Gert Lange (Gitarre), Michael Becker (Bass), Adrian Askew (Keyboard), Hansi Wallbaum (Schlagzeug) und, seit kurzem, Clem Clempson (Gitarre). In dieser Besetzung bestritt die Band den ersten Teil ihres Konzerts vor der Pause. Es kamen vorwiegend eigene Kompositionen zu Gehör, bodenständiger, handwerklich perfekter Rhythm & Blues mit Hardrock-Elementen. Insbesondere natürlich bereichert durch das geniale Spiel von Clempson.

Nach der Pause dann der Auftritt von Chris Farlowe. Viele der dargebotenen Stücke stammten aus seiner Feder. Mit seinen etwas schwerfälligen Bewegungen und kleinen Späßen feuerte er die restlichen Bandmitglieder immer wieder an. Und die gaben alles. Nimmt man den Beifall des Publikums als Maßstab, war es ein gelungener Abend.

Chris Farlowe scheint jedes Jahr ein wenig an Körperfülle zuzulegen. Seiner Stimme und Vitalität hingegen tut dies keinen Abbruch. Trüge er nicht ein T-Shirt mit einer Chris-Farlowe-Aufschrift (Chris Farlowe featuring Chris Farlowe), darüber ein mit einem Drachen bedrucktes weites Hemd im Hawaii-Look, und weiße, ordentlich nach hinten gekämmte Haare, könnte man ihn glatt für einen gesetzten älteren Herrn halten. Was er auch sein könnte, mit seinen 68 Jahren. Wenn da nicht der Blues wäre…

Clem Clempson, knapp zehn Jahre jünger, äußerlich eine eher asketische Erscheinung, ist in seinem Auftreten zurückhaltend. Wenn da nicht der Blues wäre… Denn in seinem Spiel auf den sechs Saiten zeigt auch er dann Emotionen.

Das letzte Stück des offiziellen Teils, heute nur noch selten zu hören, in der Interpretation der Hamburg Blues Band:All or nothing” von den Small Faces. Und in der Zugabe ein weiteres Stück, welches man bei einer Blues-Band eher nicht vermuten würde: “Out of time” von den Rolling Stones.

Ein Wort muss ich noch zum Publikum verlieren. Der überwiegende Teil der Besucher war gekommen, um die Musik dieses tollen Konzerts zu genießen. Wozu sonst auch geht man in ein Konzert… Einige der Besucher allerdings waren an der Musik wohl weniger interessiert. Wie anders sonst ist es zu erklären, dass sie laut quatschten und lachten, auf ihrem Weg zur Bar sich ständig durch den dicht gefüllten Saal drängelnd, um sich ein Bier nach dem anderen in den Kopf zu schütten. Für mich zeugt ein solches Verhalten von Unhöflichkeit und Respektlosigkeit gegenüber den Musikern und dem Großteil des Publikums. Liebe Leute, wenn euch die Musik nicht interessiert, dann bleibt zu Hause oder geht in ein Wirtshaus oder eine Disco. Dort könnt ihr laut quatschen und lachen und euch ein Bier nach dem anderen in den Kopf schütten. Die restlichen Konzertbesucher werden es euch danken…

Insgesamt ein schöner Abend, zweieinhalb Stunden Rhythm & Blues vom Feinsten. Kurz vor Mitternacht entließ die Hamburg Blues Band ihr Publikum in eine knackig kalte Winternacht. Dem Vernehmen nach soll in diesem Jahr Colosseum wieder auf Tour gehen. Was ich auf keinen Fall versäumen werde…

Ticket

Auf Youtube: Stormy Monday Blues


QuiverTree
Author: QuiverTree

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