Geotagging mit dem Garmin GPSmap 60CSx und Adobe Lightroom Classic

Unter Geotagging versteht man die Zuordnung von geografischen Koordinaten zu digitalen Fotografien. So kann man nachvollziehen, an welchem Ort ein Foto aufgenommen wurde. Wozu braucht man das überhaupt? Jeder ambitionierte Fotograf sollte eigentlich wissen, wo er welches Foto geschossen hat. Das ist im Prinzip richtig, aber bei einer längeren Reise mit einer Ausbeute von ein paar tausend Bildern kann es in dem einen oder anderen Fall schon mal schwierig werden, ein Bild genau zuzuordnen. Manchmal wäre es auch hilfreich, eine große Sammlung von Fotos nach geografischen Kriterien filtern zu können. In all diesen Fällen hilft Geotagging weiter.

Die komfortabelste Möglichkeit, Geotagging zu betreiben, ist sicherlich die, eine Kamera zu verwenden, die GPS-Daten selbständig registriert und in die Bilddateien schreibt. In diese Kategorie fallen auch externe Tracklogger, die direkt mit der Kameraelektronik in Verbindung stehen. Idealerweise wird sogar die von einem Kompass registrierte Blickrichtung mitprotokolliert. Allerdings gibt es bisher nur wenige DSLR-Systeme, die dies leisten. Ich möchte mich in diesem Beitrag deshalb auf eine spezielle Form des Geotagging beschränken, nämlich die mehr oder weniger automatische Zuordnung von Fotos, die mit einer Digitalkamera aufgenommen wurden, zu einem Tracklog, der von einem Garmin GPSmap mitgeschrieben wurde. Sinngemäß lassen sich die Ausführungen auch auf andere Geräte übertragen.

Im Bildbearbeitungsprogramm Adobe Lightroom ab Version 4 ist Geotagging möglich und deutlich einfacher und komfortabler geworden. Zwar gab es auch vor Version 4 schon die Möglichkeit, unter Zuhilfenahme externer Programme wie z.B. GeoSetter den Fotos geografische Koordinaten zuzuordnen, aber die Integration des Geotagging in LRC bietet unbestreitbare Vorteile. Im Prinzip ist das Geotagging mit LRC sehr einfach und intuitiv, etwas komplizierter wird es erst, wenn man auf einer Fernreise in einer anderen Zeitzone fotografiert hat. Dann muss man einige Dinge schon im Vorfeld der Reise beachten, damit man zu vernünftigen Ergebnissen kommt.

Was passiert eigentlich beim Geotagging? Die Digitalkamera schreibt in die Bilddatei neben den eigentlichen Bilddaten noch verschiedene andere Informationen, die sog. EXIF-Daten. Dazu gehören u.a. Datum und Uhrzeit des aufgenommenen Fotos. In einem Tracklog, also dem von einem GPS-Gerät mitgeschriebenen Track, werden neben den geografischen Koordinaten auch Datum und Uhrzeit mitgeschrieben. Beim Geotagging werden nun beide Uhrzeiten miteinander synchronisiert und die EXIF-Daten des Bildes um die Geo-Informationen erweitert. Anhand dieser Beschreibung wird sofort klar, dass es sehr wichtig ist, dass die Uhrzeiten von Kamera und GPS-Gerät übereinstimmen. Wie man das erreicht, wird im folgenden gezeigt.

GPS-Gerät

Das nachfolgend beschriebene Procedere ist konkret auf das Garmin GPSmap 60Csx ausgelegt, kann aber sinngemäß auf jedes andere Modell übertragen werden.

Zunächst einmal ist es wichtig, am GPS-Gerät die richtige Zeitzone einzustellen. Das GPS bezieht seine Zeit von den Satelliten, die stets genau ist. Es handelt sich dabei allerdings nicht um die Lokalzeit an einem bestimmten Ort, sondern um die sog. Koordinierte Weltzeit UTC (früher nannte man das die Greenwich-Zeit). Um aus der UTC z.B. die Lokalzeit für Deutschland zu bekommen, muss eine Stunde addiert werden (Deutschland liegt östlich vom nullten Längengrad, weshalb hier die Sonne eine Stunde früher aufgeht). Man bezeichnet dies mit UTC+1. Zur Sommerzeit muss eine weitere Stunde addiert werden. Im GPSmap 60Csx stellt man die Lokalzeit unter “Einstellung/Zeit/Zeitzone” ein. Befindet man sich in einer anderen Zeitzone, sollte man als erstes die richtige Lokalzeit einstellen. Dabei muss man darauf achten, dass es in einigen Ländern keine Sommerzeit gibt.

Ein Beispiel: Peru befindet sich in der Zeitzone UTC-5, d.h. man muss von der Zeit am Längengrad Null fünf Stunden abziehen (Peru liegt westlich vom Nullmeridian). Peru hat keine Sommerzeit, so dass es bei UTC-5 bleibt. Man sollte also für die Einstellung “Sommerzeit” das “Aus” wählen. Ob man die richtige Zeitzone eingestellt hat, kann man leicht überprüfen, indem man die vom GPS angezeigte Zeit mit einer öffentlichen Uhr im betreffenden Land vergleicht. Gegenüber Deutschland ergeben sich also insgesamt sieben Stunden Zeitdifferenz: fünf von Peru nach UTC, eine von UTC nach Berlin und eine weitere für die Sommerzeit.

Als nächstes muss man sicherstellen, dass das GPS die nun korrekt eingestellte Zeit auch aufzeichnet. Dazu muss man die Eigenheiten des Garmin GPSmap kennen, sonst erlebt man einige unangenehme Überraschungen.

Wenn man mit dem Garmin einen Track aufzeichnet, dann kann man diesen nach Beendigung der Aufzeichnung abspeichern. Voreingestellt ist ein Name wie “05-Jul-12”, er kann aber durch einen selbstgewählten Namen ersetzt werden. Man kann maximal 20 Tracks abspeichern, die alle auf dem internen Speicher des Garmin abgelegt werden. Hat man eine längere Reise vor, sind 20 Tracks natürlich nicht sehr viel. Allein aus diesem Grund sollte man über Alternativen nachdenken. Der entscheidende Nachteil allerdings ist ein anderer: die auf dem internen Speicher abgelegten Tracks enthalten zu jedem Trackpunkt zwar die geografischen Koordinaten, aber keine Uhrzeit! Sie sind also für das spätere Geotagging unbrauchbar.

Aber es gibt einen Ausweg. Das GPSmap 60Csx bietet die Möglichkeit, aufgezeichnete Tracks auch auf der Micro-SD-Karte abzulegen. Das hat zum einen den Vorteil, dass man deutlich mehr als 20 Tracks aufzeichnen kann. Zum anderen enthalten diese Tracks auch die für das Geotagging erforderlichen Zeiten. Allerdings muss man dem Garmin erst beibringen, dass es die Tracks auch auf dem Chip ablegt. Dazu wählt man “Tracks/Einstellung/Einstellung Chip” und kreuzt “Track auf Chip speichern” an. Im Fenster darunter sieht man alle bisher aufgezeichneten Tracks. Sie folgen dem Namensmuster “JJJJMMTT.gpx”, der automatisch vergeben wird und im GPS nicht geändert werden kann. Dabei wird für jeden Tag eine eigene gpx-Datei erzeugt. GPX ist ein standardisiertes GPS-Format, welches später auch von Lightroom erwartet wird. Wenn man die Speicherung auf den Chip aktiviert hat, braucht man übrigens einen aufgezeichneten Track nicht explizit abspeichern, die gpx-Dateien auf dem Chip werden automatisch erzeugt, für jeden Tag eine neue. Die Trackaufzeichnung muss natürlich aktiviert sein.

Wir haben gesehen, dass es eigentlich nicht notwendig ist, die aufgezeichneten Tracks (gdb-Dateien) auf dem internen Speicher des Garmin zu sichern, wenn man die Speicherung auf dem Chip aktiviert hat. Es gibt dennoch einen Grund, dies zu tun: gpx-Dateien nützen einem nämlich auf dem Garmin erst einmal nichts, denn man kann sie nicht in das Display des Geräts laden. Wenn man also z.B. die TrackBack-Funktion des GPSmap nutzen möchte, dann muss man den Track nach der Aufzeichnung abspeichern. Also: am GPS anschauen kann man sich nur die im internen Speicher abgelegten Tracks (maximal 20!), sie enthalten aber keine Zeiten. Für die spätere Auswertung sind die auf der SD-Karte abgelegten gpx-Dateien wichtiger, die auch Datum und Uhrzeit enthalten.

Kamera

Um ein späteres Geotagging zu ermöglichen, muss natürlich auch an der Kamera die korrekte Lokalzeit eingestellt werden. Dabei orientiert man sich am besten an der vorher am GPS umgestellten Zeit. Wie schon erwähnt ist die GPS-Zeit stets genau, sie dient uns als Eichnormal. Wenn man weiß, dass die kamerainterne Uhr nicht sehr genau geht, sollte man sie in gewissen Zeitabständen an der GPS-Uhr nachjustieren.

Am Rande bemerkt: es gibt natürlich auch die Möglichkeit, sowohl GPS als auch Kamera stets auf UTC einzustellen. Dann kann man die Umstellung der Uhren bei Ankunft in einer neuen Zeitzone nicht vergessen. Allerdings zeigen die Uhren dann nie Lokalzeit an, oft auch noch ein falsches Datum. Bei der Nachbearbeitung von Tracks und Bildern am heimischen PC fände ich es sehr verwirrend, ständig auf Lokalzeit umrechnen zu müssen.

MapSource

Wieder zu Hause angekommen, kann man alle aufgezeichneten Tracks von der SD-Karte herunterladen. Dazu geht man mit dem Garmin in den Massenspeichermodus, die SD-Karte verhält sich dann wie ein normales Wechselmedium. Die gpx-Dateien können dann mit der Garmin-eigenen Software MapSource geöffnet werden. Jede gpx-Datei enthält dabei i.d.R. mehrere Tracks. Jedesmal nämlich, wenn das GPS die Verbindung zu den Satelliten verliert und wiederfindet bzw. aus- und wieder eingeschaltet wird, erzeugt das GPSmap einen neuen Track. Die einzelnen Tracks kann man nun noch nachbearbeiten, trennen, zusammenfügen, … Und das beste: sie enthalten die gewünschten Uhrzeiten.

Allerdings ist hier wiederum eine Besonderheit zu beachten: obwohl am GPSmap die korrekte lokale Zeit eingestellt ist, wird in die gpx-Datei nicht die lokale Zeit, sondern die UTC-Zeit geschrieben. Öffnet man also eine solche gpx-Datei am heimischen Computer, werden “falsche” Zeiten zu den einzelnen Trackpunkten angezeigt. Um die richtige Lokalzeit zu erhalten, muss man bei MapSource unter “Voreinstellungen/Zeit/Zeitdifferenz zur Weltzeit” die erforderliche UTC-Differenz einstellen. Im Falle des Beispiels Peru wären das -5h. Leider ist diese MapSource-Einstellung global, sie gilt also für alle gpx-Dateien. Öffnet man eine gpx-Datei, die aus einer anderen Zeitzone stammt, muss man die Voreinstellung der Zeitzone erneut anpassen. Besser wäre es, wenn die Zeitzone in der gpx-Datei vermerkt würde.

Lightroom Classic

Um die fertig bearbeitetenTracks in Lightroom Classic einlesen zu können, müssen sie in MapSource als gpx-Dateien abgespeichert worden sein. Vorteilhafterweise legt man für jeden Tag eine eigene gpx-Datei an, da man ja die Bilder sicherlich auch tageweise geordnet hat. Nun öffnet man in LR die Sammlung, die die Bilder des Tages x enthält und wechselt in das Modul “Karte”. Im zentralen Fenster wird jetzt eine Karte angezeigt, wie man sie schon aus Google Maps kennt. Nun gilt es noch, den zugehörigen Track für Tag x zu laden. Dafür gibt es das Pfadsymbol in der Werkzeugleiste, welches einen Track darstellen soll. Dort wählt man “Tracklog laden”, um die gewünschte gpx-Datei einzulesen. Die Karte wird dann automatisch um den geladenen Track zentriert. Enthält die gpx-Datei mehrere Tracks, erscheint rechts neben dem Pfadsymbol ein Doppelpfeil mit einem ausklappbaren Menü. Dort kann man genau einen der Tracks oder alle Tracks auswählen – sehr praktisch. Bewegt man die Maus entlang eines Tracks, werden Zeiten angezeigt, die allerdings von der Lokalzeit abweichen. LRC zeigt die aus der gpx-Datei gelesenen UTC-Zeiten an. Um dies zu korrigieren, wählt man erneut das Pfadsymbol und dann “Zeitzonenverschiebung einstellen”. Nun erhebt sich die Frage, welche Verschiebung man einstellen muss. Wir erinnern uns an das Beispiel Peru: die Uhren von GPS und Kamera wurden gegenüber unserer Zeit um sieben Stunden zurückgestellt, UTC-5 für Lima, UTC+1 für Berlin plus eine Stunde Sommerzeit. Macht sieben Stunden. Auf genau diesen Betrag müssen wir die Zeitzonenverschiebung einstellen: -7h (wären wir eine oder mehrere Zeitzonen nach Osten gereist, hätte die Zeitzonenverschiebung einen positiven Wert). Leider hat LRC an dieser Stelle noch einen Bug: bewegt man die Maus entlang des Tracks, wird nach wie vor UTC-Zeit angezeigt, beim späteren Taggen der Fotos werden diese aber richtig eingeordnet.

Beim Einstellen der Zeitzonenverschiebung kann man kontrollieren, ob man den richtigen Wert gewählt hat. Es werden nämlich sowohl das Zeitintervall, in dem alle Fotos liegen, als auch das Zeitintervall des gesamten Tracks angezeigt. Da das GPS i.d.R. als erstes Gerät (vor der Kamera) ein- und als letztes (nach der Kamera) ausgeschaltet wird, sollte das Foto-Zeitintervall eine echte Untermenge des GPS-Zeitintervalls sein.

Nun selektiert man im Filmstreifen am unteren Bildschirmrand alle Fotos, die man mit Geo-Tags versehen möchte. Zuletzt wählt man wieder das Pfadsymbol und dann “Fotos automatisch taggen”. Wenn man vorher alles richtig eingestellt hat, sollten nun alle Fotos entlang des Tracks auftauchen. Fertig.

Was man mit den getaggten Fotos anfangen kann, wird in zwei Videos sehr schön erklärt, hier sind die beiden Links:

http://www.galileo-videotrainings.de/lightroom-4-beta-gps-kartenmodul/
 
http://www.youtube.com/watch?v=tloWF4CPyfE

QuiverTree
Author: QuiverTree

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